Das von Florian Wüst kuratierte Filmprogramm greift die thematische Beziehung zwischen Modell und Ruine auf, die in Dessau-Roßlau eine faszinierende stadträumliche Zuspitzung findet. Im Fokus auf die Stadt als Schauplatz und Zeugnis tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche haben sowohl die filmische Installation im Mausoleum als auch das Filmprogramm im Kiez-Kino je einen historischen Dokumentarfilm als Ausgangspunkt: Harun Farockis Stadtbild (1981) beschäftigt sich anhand von Fotografien West-Berlins mit der ab Mitte der 1960er-Jahre aufkommenden Kritik an der architektonischen Nachkriegsmoderne, welche die funktionale Stadt als Bild gewordene Trostlosigkeit, als Ruine des Lebendigen beschreibt. Von der Zeit unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung erzählt Friede Freude Katzenjammer von Detlef Gumm und Hans-Georg Ullrich (1991) am Beispiel der Umstrukturierung eines Magdeburger Bau- und Denkmalpflegebetriebs. In Kombination mit zeitgenössischen Filmen von Ulrike Franke & Michael Loeken, Johannes Gierlinger, Juliane Henrich, Sasha Litvintseva & Graeme Arnfield und Adnan Softić bietet das Filmprogramm eine Auseinandersetzung mit Geschichte und Zukunft, die sich um die Fragen nach dem gegenwärtigen Verhältnis von Raum und Besitz, Erinnerung und Identität, Simulation und Repräsentation, Körper und Materie dreht.